Belohnung und Bestrafung in der Erziehung schaden dem Selbstgefühl

Belohnung und Bestrafung als Mittel der Erziehung sind als kritisch anzusehen. Zwar kann man mittels Strafe erreichen, dass Kinder ein bestimmtes Verhalten nicht mehr zeigen, aber unter dieser Bedingung lernen sie kein neues, positives Verhalten ein. Gordon beschreibt, wie sich Kinder, die autoritäre Erzieher gewöhnt sind, verhalten: Verlässt der sonst strafende Erwachsene den Raum (oder dreht sich der Lehrer zur Tafel um), so zeigen die Kinder das unerwünschte Verhalten sofort wieder [1].

Die Belohnung wird oft als positives Mittel angesehen. Aber auch sie ist grundsätzlich nicht zu empfehlen. Systeme, die in Schulen mittels vergebener Smileys und Belohnungskärtchen angewandt werden, fördern nicht das Selbstgefühl von Kindern. Erhalten sie z.B. für eine bestimme Anzahl von Smileys, die sie für eine kooperative Mitarbeit erhalten haben, Hausaufgabenfrei, so ist das natürlich eine begehrte Belohnung, für die sie allerhand tun. Grundsätzlich kann man sagen, dass Belohnungen dem Kind zeigen, dass man ihm das positive Verhalten von allein nicht zutraut. Es braucht eine Belohnung, damit es das tut. Damit erreicht man nicht, dass Kinder ein positives Verhalten von allein zeigen.

Es ist zu bedenken, dass belohnte oder bestrafte Kinder nicht lernen, kooperatives Verhalten zu zeigen, weil es vernünftig und angemessen ist. Sie lernen nur, auf Außenreize zu reagieren. Nicht mehr. Dies gilt auch für den Einsatz von Regeln: werden sie in autoritärer Weise von Erwachsenen gesetzt und ihr Einhalten überwacht, dann sind auch sie nur eine Maßnahme zur Außensteuerung von Kindern. Kurzfristig durchaus wirksam, langfristig jedoch kein Mittel, Verhalten nachhaltig positiv zu verändern. [2]

Wichtig ist die Stärkung des Selbstgefühls, so dass Kinder lernen, sich zu fragen, was sie jetzt in dieser Situation am besten tun sollten, ganz im Sinne des von Alfred Adler so wichtig empfundenen Gemeinschaftsgefühls (heute: Zugehörigkeitsgefühls). Ist dieses gut entwickelt, so verhalten sich Kinder kooperativ und leisten damit ihren Beitrag zur sozialen Gemeinschaft der Familie, der KiTa-Gruppe oder des Klassenverbandes.

Wenn Sie sich jetzt fragen, wie man das schaffen kann, dann kommen Sie in das Elterntraining „Sich als Eltern gut fühlen“. Dieses Training halte ich in einer leicht abgewandelten Form auch für Pädagogen zur Weiterbildung. Hier erfahren Sie in der Gruppe, was sie genau tun können und üben dies gemeinsam mit den anderen Teilnehmern ein. Ich kann Ihnen versprechen, dass Ihnen dabei viel klar wird über sich selbst und warum sich die Kinder so verhalten, wie sie es im Moment tun. Das ist befreiend, denn jetzt haben sie den Schlüssel in der Hand, etwas zu verändern. Und dass das dann richtig ist, werden Sie nicht nur mit dem Kopf verstehen sondern auch mit dem Herzen fühlen.

[1] Thomas Gordon: Die neue Familienkonferenz. Kinder erziehen ohne zu strafen (1989, Neuauflage 2014), S. 114 f.

[2] Bei Regeln kommt es darauf an, wie sie gesetzt werden. Man kann sie z.B. gemeinsam mit den Kindern formulieren. Außerdem sollten sie flexibel sein, so das immer wieder überprüft wird, ob sie noch benötigt werden und ggf. neue festgelegt werden.