Gezielte Entmutigung im Klassenraum

zulautKooperation von Schülern hängt von der positiven Beziehungsgestaltung des Pädagogen ab. Kann er eine gute Beziehung zu den Schülern schaffen, hören sie zu und arbeiten ruhig und konzentriert mit. Es gibt verschiedene Systeme, für Ruhe im Klassenzimmer zu sorgen. Eines, das ich für sehr ungeeignet halte, möchte ich hier vorstellen:

An der Tafel in einem Klassenzimmer hingen die Porträtfotos der Schüler. Zudem gab es laminierte rote Pfeile mit der Aufschrift „Du bist mir zu laut!“ Jede Schülerin / jeder Schüler konnte einen solchen roten Pfeil auf das Foto eines Mitschülers legen, wenn dieser ihm zu laut erschien.

Das System ist hochproblematisch, weil hier Schüler ihre Mitschüler letztlich denunzieren. Schüler/innen, die das tun, erhalten ein Forum, mit dem sie z.B. ihre moralische Überlegenheit zur Schau zu stellen können. Insgesamt führt dieses Instrument zu trennendem sozialen Verhalten.

Stellen Sie sich vor, solch ein roter Pfeil würde auf Ihr Foto gerichtet. Wie würden Sie sich fühlen? Wie würden Sie von dem Menschen denken, der den Pfeil auf Ihr Foto legt? Wie würden Sie sich ihm gegenüber verhalten? Würden Sie ihn mögen?

Dieses System sorgt für Unruhe. Selbst wenn man versucht, durch gruppendynamische Maßnahmen gegenzuwirken, nützt das allein nichts.

Eine gute Arbeitsatmosphäre ist wichtig. Sie benötigt als Basis eine gute Beziehung zwischen Pädagoge und Schülern. Durch die Beziehung wird ein positives Zugehörigkeitsgefühl geschaffen. Das wiederum ist nötig, damit sich jeder wertgeschätzt fühlt und damit zu einem guten Miteinander beitragen kann. Das Ganze ist ein Kreislauf. Wird er durchbrochen durch sozial trennende Maßnahmen, wie die oben beschriebenen Pfeile oder regelmäßiges Vor-die-Tür-stellen von Schülern (womit den Schülern jeweils signalisiert wird, dass sie Schuld haben), wird daraus schnell eine Spirale, die sich nach unten dreht. Und dann verhalten sich die Schüler in irgendeiner Weise nicht kooperativ; die Lautstärke ist dabei eine Möglichkeit von vielen.

Die Gestaltung positiver Beziehungen lässt sich lernen. Hierzu ist das Encouraging Basis-Training oder auch das Eltern-Training geeignet. Die Komponenten der Beziehungsgestaltung werden bewusst gemacht und geübt. Die Auswirkungen machen sich schnell positiv bemerkbar und eine Entlastung wird spürbar – für alle Beteiligten.

Der Aufbau guter Beziehungen ist keine Hexerei. Es ist Arbeit, jedoch eine sehr schöne und bereichernde.